QUINTESSENZ
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Meine Mutter konnte in einem Gespräch schnell entdecken, ob ihr Gegenüber die Wahrheit sagt oder lügt. Ihre lange Lebenserfahrung und ihre Intelligenz haben sie darin zur einer Meisterin werden lassen. Vor allem verfügte sie aber auch über ein gutes Gedächtnis und eine gute Beobachtungsgabe. Sie hat mich früh auf diese Problematik aufmerksam gemacht und so habe ich mich in der Folge ebenfalls viel mit der Frage Wahrheit oder Lüge beschäftigt. Speziell mein Aufenthalt in Wien war ein gutes Übungsfeld, sind doch die Wiener - wie viele andere Großstädter auch, speziell, wenn sie slawisch geprägt sind - dafür bekannt, dass sie es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen. In einem persönlichen Gespräch ist es relativ leicht, einen Lügner zu enttarnen. Jeder kennt die non-verbalen Signale dafür:
In den frühen Jahren meines Lebens ist es mir sehr schwer gefallen, selbst zu lügen. Ich hatte große Skrupel und ich habe das Lügen vermieden, wenn es irgendwie möglich war. Erst durch den Aufenthalt in den USA wurde mir klar, du gehst leicht unter, wenn alle anderen lügen, also habe ich es gelernt und kann es inzwischen gut. Hilfreich waren dabei die Erfahrungen als Hobby-Schauspieler und langes Management-Training. Heute, am Ende eines langen Lebens, denke ich sehr viel differenzierter über die Frage Wahrheit und Lüge. Ich bin überzeugt, dass beide Vorgangsweisen notwendig sind, aber weiß auch, dass ein Umfeld, in dem wenig gelogen wird (oder werden muss) für mich viel angenehmer ist, weil es weniger Aufwand im Alltag bedeutet. Mit der Lüge ist es ähnlich, wie mit der Dummheit. Sie zu bekämpfen bringt wenig, es ist viel günstiger mit ihr zu leben. Denn wenn man die Lüge als solche durchschaut, dann kann man viel über Hintergründe einer Aussage erfahren. WARUM LÜGT JEMAND? Das ist doch die Kernfrage, um die es geht! Der Schauspieler lügt, um uns mit Illusionen zu unterhalten, die Religionen lügen, um uns zu trösten, Politiker lügen, um etwas zu erreichen (das uns aber dann nützen kann), Medien lügen, weil sie verkürzen müssen, Werbung lügt, weil sie nur mit Übertreibungen aufmerksam machen kann, Partner lügen uns an, weil sie uns schonen wollen, Unwissende lügen, weil auch sie Antworten und Erklärungen brauchen, Kinder lügen, weil sie uns ihre Fantasien mitteilen wollen, Ärzte belügen uns, weil sie uns damit beruhigen können, gelogen wird auch aus Scham, in einer Notsituation, zum Wohle des Belogenen. In dieser Liste sollte man das "Lügen" immer in Hochkommas schreiben, denn es ist ja im eigentlichen Sinne keine Verstellung, kein Betrug oder Ausnahme, es gehört eher zum Beruf oder Status der Personen dazu. Und diese Liste ist beileibe nicht komplett, es fällt allen Lesern leicht, weitere Beispiele zu finden. Wenn es so viele "Lügen" gibt, dann stellt sich doch die Frage, ob es "Wahrheit" gibt? Wie ich jung war, war mir das klar, natürlich gibt es die Wahrheit, sie war doch mein erstrebenswertes Ziel, deshalb habe ich studiert und viele Mühen auf mich genommen! Aber im Alter bin ich skeptischer. Es gibt sicherlich viel, was meist richtig ist. Aber wenn man genauer hinschaut, dann sind unzählige Einschränkungen zu sehen. Das Meiste gilt nur für kurze Zeit, nur an bestimmten Orten, nur unter bestimmten Randbedingungen, nur in speziellen Kulturkreisen, also alles sehr limitiert. Ich sage gerne, es gibt keine einzige Wahrheit und meine damit, dass man auch gar keinen Anspruch auf die Wahrheit haben sollte, denn ihr Wert ist auf die Dauer sehr gering. Mit diesen vielen Beispielen "professioneller Lügner" sollte es nun doch leicht sein, allgemeine Prinzipien für Lügen und Wahrheit herauszufinden. Genau dies will ich hier versuchen.
Der Hauptgrund für die Lüge wird der (meist nur kurzfristige) Vorteil dafür sein. Es wird bewusst die Unwahrheit gesagt, weil man damit besser fährt. Aber Lügen können auch Teil der Kultur sein. Wie oft am Tag lügen wir unbewusst, ich erinnere nur an "Wie geht's?", "Danke, gut!". Ich habe eine innere Warnlampe, die mich, ähnlich wie bei komplexen Situationen, daran erinnert, dass es bei dem Gebotenen um eine Lüge handeln kann.
In der Tat ist das Desinteresse der sicherste Schutz vor Manipulationen. Wer kein Interesse an mir, an meiner Meinung, an meinem Geld hat, der wird mich auch nicht belügen, das ist meine Schlussfolgerung aus einem langen Leben. Nun kann ich aber nicht nur diesen Menschen vertrauen, ich muss auch Partnern, im Privaten, wie im Beruf, vertrauen können, ich bin abhängig von vielen anderen Informationen, z.B. vom Wetterbericht oder Fahrplänen, ich muss mich auf Verträge verlassen können, lege mein Leben in die Hand von Betreuern und Ärzten oder vertraue Geheimnisse Freunden an. Wie entsteht nun das Vertrauen, dass ich die Wahrheit sehe oder höre? Auch hier wieder eine kleine, diesmal positive, Checkliste:
Als (ehemaliger) Lobbyist, Wissenschaftler, Manager, Leser, Ausländer, Kunde, und Familienmensch habe ich unzählige Varianten von Wahrheit und Lüge erlebt. Sie alle aufzuführen ist unmöglich, aber einige will ich erläutern, weil sie doch sehr häufig vorkommen und es immer noch Naive gibt, die drauf reinfallen. Schließlich soll man hier auch was lernen können. Zu Beginn zähle ich Lügen auf, die durch gekonnte Darstellung übermittelt werden. Absolute und relative ProzenteEin häufiger Darstellungsfehler, der besonders in der Medizinkommunikation zu verheerenden Fehlentscheidungen führen kann.Angenommen von 1000 Menschen bekommen drei Menschen eine spezielle Krankheit. Nun wird durch eine Massnahme (Medikament oder etwas anderes) diese Zahl auf zwei reduziert. Die Befürworter dieser Massnahme sprechen nun von einem Nutzen von 33 Prozent, in Wirklichkeit aber ist die Morbidität nur um 1 Promille gefallen. Mit diesem Wechselspiel von relativen und absoluten Prozenten kann man nun beliebig verwirren und damit auch bestens lügen, obwohl man doch immer die "Wahrheit gesagt" hat. Die großen ZahlenAlles was über 1000 ist, können wir uns nur schwer vorstellen. Was ist eine Million? Ein befreundeter Physiker erklärt dies immer mit dem Meterband. Ein Meter hat 1000 Millimeter, ein Kilometer damit 1.000.000 Millimeter. Aber selbst damit haben schon viele Probleme.Ganz versagen wir bei größeren Zahlen oder bei Einheiten, die wir uns nur schlecht vorstellen können. Nun könnte man meinen, das kommt in der Praxis kaum vor, aber dies stimmt nicht mehr. Unsere Kraftwerke produzieren Megawatt, unsere Datenspeicher speichern Gigabytes, ich brauche als Fotograf schon Speicher im Terabyte Bereich. Oft gibt es auch gleichlautende große und kleine Einheiten, die sich um den Faktor 1000 oder auch mehr unterscheiden. Bestes Beispiel dafür sind die Kalorien oder auch die Billion, die verschiedene Bedeutung haben. Sie alle fördern Verwirrung und öffnen das Tor zu Lügen. Die Physiker haben für diese Problem eine gute Lösung gefunden, nämlich die Notation mit Zehnerpotenzen. Aber sie setzt sich in der Allgemeinheit nicht durch, wahrscheinlich weil man damit nicht so gut lügen kann! Ein kleiner Prozentsatz einer großen ZahlEin beliebter Trick, um Prognosen plausibel zu machen und fast immer eine Lüge. Angenommen, in einer Stadt mit 100.000 Einwohnern wird ein neuer Laden eröffnet. Nimmt man nun an, dass "nur ein Prozent" in den Laden kommen wird, so hat man schon 1000 Kunden! Schön wär's!Auch die Umkehrung wird häufig angewandt. Füllt man z.B. einen Saal mit 100 Plätzen mit Zuhörern, von denen jeder "nur" 100 Euro Eintritt zahlt, dann hat man auf einen Schlag 10.000 Euro eingenommen. Auch dies ist oft Illusion. Große Wirkungen erreicht man in der Praxis nur durch "Kettenreaktionen" und dafür sind spezielle Umstände notwendig, die nur selten anzutreffen sind. Die Linearität und KontinuitätEs gibt in der Praxis außerhalb der Physik und Mathematik nur wenige lineare Zusammenhänge. Viel häufiger sind Schwingungen zwischen Minima und Maxima oder auch exponentielles Verhalten und damit S-Kurven.Jede Mutter weiß, dass zwei Kinder viel mehr Arbeit bedeuten, als das doppelte eines Kindes, auf zwei Gleisen kann man viel mehr als das Doppelte eines Gleises befördern, u.s.w. Wer also für Alltagsphänomene Linearität voraussetzt, was häufig vorkommt, lügt. Auch Kontinuität ist eher selten. Sicherlich ändert sich nicht alles dramatisch, aber viele kleine Änderungen sind ebenso schwer zu verkraften wie eine große Änderung. Wer nun die Vergangenheit unverändert fortschreibt, lügt deshalb oft. Die Verwirrung mit dem Massstab oder der BasisEs gibt dafür unzählige Beispiele, mit der Wahl des Massstabs lügen nicht nur Physiker, sondern auch Statistiker, Finanzexperten und natürlich auch Politiker.So sind hohe Zuwachsraten am Beginn einer Entwicklung stets irreführend. Mit logarithmischen Massstäben kann vor allem Laien beeindrucken. Bei Vergleichen, z.B. von Börsenkurven, legt man die Performance vor allem durch die geschickte Wahl des Beginn des Vergleiches fest. Ich kann mir weitere Beispiele hier sparen, aber muss den Punkt doch erwähnen, weil er so oft vorkommt. Ursache und WirkungIn dieser Kategorie kommt es weniger auf die Darstellung an, als auf Absichten. Für die Naturwissenschaftler ist diese Frage meist kein Problem und für viele Zusammenhänge haben sie sogar Gesetze, die präzise Vorhersagen ermöglichen.Aber für viele Alltagsphänomene haben wir keine Gesetze, zumindest keine, die mit großer Wahrscheinlichkeit gelten und auf die wir uns verlassen könnten. Dieser Zustand ist für uns Menschen unbefriedigend und wir reagieren in verschiedener Form darauf. Die häufigste Antwort ist, dass wir Zusammenhänge erfinden, die es ursächlich gar nicht gibt. Diese Theorien mögen gar nicht stimmen, aber sie befriedigen unser Bedürfnis nach Erklärungen. Aber mindestens ebenso häufig sehen wir die schon existierenden Abhängigkeiten nicht. Manchmal sind große Zeitabstände die Ursache dafür, manchmal aber ist es auch nur der Wunsch, Folgen eigener Entscheidungen zu verdrängen.
An dieser Stelle will ich für diese Alltagssituationen Beispiele nennen, die besser sensibilisieren sollen, nicht in diese Fallen der Ursache-Wirkung Erklärung zu tappen. Große Katastrophen wollen stets erklärt werden. Früher hat man sie als Strafe Gottes angesehen und dadurch auch leicht Schuldige gefunden. Juden Progrome und Hexenverbrennungen sind historische Beispiele dafür. Aber auch in unserer aufgeklärten Zeit gibt es ähnliche, falsche Erklärungen. So muss heute der "Kimawandel" für jedes besonders schlechte, wie auch gute Wetter herhalten. Alle Lösungen für Strukturprobleme etablierter Wirtschaften werden mit der Gefahr des"Neoliberalismus" abgeblockt. Hat man technische Entwicklungen verpennt, dann ist die "Globalisierung" schuld. Ebenso tragisch ist aber auch die Verdrängung von Zusammenhängen, die wir nicht wahrnehmen wollen. So wird ein Wahlergebnis kaum mit einer wirtschaftlichen Krise in Zusammenhang gebracht, vor allem wenn man die an der Macht selbst gewählt hat. Wer die katastrophalen Zustände in Afrika mit noch mehr Entwicklungshilfe lindern will, vergisst gerne, dass diese eine Hauptursache für diese Not ist. Manchmal sind die Zusammenhänge ja tatsächlich so kompliziert, dass man verzeihen könnte, dass jemand hier falsch liegt. Aber meist ist es nur Blindheit, z.B. durch Ideologie, die vor Einsicht schützt. Glauben-zu-wollen oder Nicht-Glauben-zu-wollen helfen bestens beim Verdrängen der Realität und schützen vor einer Analyse, deren Ergebnisse man gar nicht hören will. Motherhood Statements (Slogans)Wir haben keinen guten deutschen Begriffe für diese Aussagen, bei denen sich jeder gut fühlt, die man selbstverständlich unterstützen muss, die nicht konkret sind und daher entweder lügen oder wertlos sind.Vielleicht kommen Gemeinplatz oder Plattitüde (Platitude) den "Motherhood Statements" noch am nähesten, aber ihnen fehlt das gute Gefühl, das man damit erzeugt. Wer ist nicht für "Wohlstand für Alle", den "Beitrag zum Weltfrieden" oder "Soziale Gerechtigkeit"? Niemand, also kann man unter solchen Schutzschirmen bestens für seine eigenen Interessen lügen. Denn wer würde es schon wagen, diese guten Absichten öffentlich in Frage zu stellen? Wem es gelingt solche Slogans zu erfinden, der kann große Macht ausüben, aber auch damit viele mit dem Populismus ins Verderben treiben. Die Kunst bei der Auswahl darin liegt, das Gefühl einer großen Anzahl von Menschen in prägnante Worte oder kurze Sprüche fassen zu können. Ich habe dies am Thema "Rauchen" dreißig Jahre lange beobachtet. Alle Bemühungen, gegen diese Sucht vorzugehen, waren vergebens, erst als der Slogan "Nichtraucherschutz" populär wurde, kam es zu Handlungen durch die Politik. Will man gegen Slogans vorgehen, dann gelingt es am ehesten mit Gegenslogans, weniger mit Beweisen oder gar mit Vernunft. Wer also keine "Freie Fahrt für freie Bürger" mehr haben will, der "Rettet die Erde" mit Tempo 130 auf deutschen Autobahnen. Es war einmal, es wird einmal sein, es ist weit wegBei der Erklärung der Vergangenheit, bei langfristigen Prognosen und bei Berichten aus anderen Kulturen erwarte ich gar keinen Wahrheitswert mehr. Ich nehme sie als Fiction, die mich unterhält und animiert und es überrascht mich auch nicht mehr, wenn die bisherigen Erklärungen alle falsch waren, wenn die Prognosen nicht eintreffen und wenn man die Ereignisse weit weg beim persönlichen Besuch nicht mehr antrifft.Fantasie, Illusionen, Glaube und Hoffnung sind wichtig für uns. Man sollte sie nicht mit der Bürde der Wahrheit belasten. |
ZusammenfassungMöglicherweise habe auch ich mit diesem Beitrag mehr verwirrt als aufgeklärt. Deshalb ist eine kurze Zusammenfassung vielleicht ganz nützlich.Es wird immer Lügen geben müssen und es kann keine absolute Verlässlichkeit auf Wahrheit geben. Also werden wir lernen müssen, mit diesen Misslichkeiten zu leben. Aber wir haben als lernende Menschen ein gutes Instrumentarium entwickelt, damit erfolgreich umzugehen. So sind wir skeptisch geblieben, besonders wenn es zu gut klingt, um wahr zu sein, wir hinterfragen, wir nützen Redundanz, verlassen uns also nicht nur auf eine Quelle oder ein Standbein. Wir planen Puffer ein, legen Vorräte an, damit Überraschungen oder auch Lügen uns nicht gleich in unserer Existenz bedrohen. Ich selbst bemühe mich, im meinem direkten Umfeld in der Familie tatsächlich ehrlich zu sein und weiß es wenigstens noch, wenn ich zur Unterhaltung oder bei Komplimenten übertreibe und damit auch lüge. Ich lüge aber durch Weglassen und habe dabei kein schlechtes Gewissen mehr und ich lüge auch, wenn ich selbst offensichtlich belogen werde . Ich lüge teilweise auch mit meinen vielen Fotos. Meist in dem ich Hässliches weglasse (das geht leicht durch die Wahl des richtigen Ausschnitts), aber auch in dem ich Sonne (=Helligkeit) dazu füge. Aber ich mache keine Bildmanipulationen. Trotzdem ist es sehr einfach mit Fotos zu lügen. Da ein Bild mehr als 1000 Worte sagt, kann man damit auch sehr effizient die "Wahrheit massieren" und manipulieren. Gefährlich wird die eigene Lüge (jetzt abgesehen von den Lügen, die als kriminelles Delikt geahndet werden können, die sind immer gefährlich), wenn man selbst an sie zu glauben beginnt. Übrigens erscheint es mir etwa gleichermaßen schwierig zu sein, die Wahrheit zu sagen, wenn man verlogen ist, wie zu lügen, wenn man wahrheitsbewußt sein will. Aber auch die Wahrheit hat ihre Tücken. Mir sind Menschen suspekt, die behaupten wahrhaftig zu sein und ich meide sie. Lieber ist es mir, wenn Menschen offen sind und den Konflikt, der in ihnen zwischen Lüge und Wahrheit steckt, äußern. Dies würde ich dann ehrlich nennen, auch wenn es nicht die landläufige Definition davon ist. Wahrheit ist oft unmenschlich. Ihr Anspruch ändert sich oft. Je länger wir leben und je mehr sich das Umfeld ändert, desto mehr werden wir Absolution, Amnestie oder Vergessen, Vergebung und Verzeihung brauchen. |
Freund - Partner - Gegner - Feind - Erzfeind - Todfeind - Parteifreund. Laute Freunde sind oft leise Feinde. Wer NN zum Freund hat, braucht keine Feinde mehr. Schütze mich vor meinen Freunden, mit meinen Feinden werde ich schon allein fertig. Meine ehrlichen Feinde sind mir lieber als meine unehrlichen Freunde. Die Feinde der Feinde (der USA) sind Freunde (der USA). Es gibt dreierlei Feinde: den Feind selbst, den Freund des Feindes und den Feind des Freundes. Es ist unverzeihlich, die Freunde und Feinde seines Chefs nicht zu kennen. Einen Feind zu töten, heißt auch, einen potentiellen Freund zu verlieren. Wer die Zeit zum Feind hat, braucht viele gute Freunde. Freunde in der Not, gehen hundert auf ein Lot. Nur Kinder, Narren, die besten Freunde und die schlimmsten Feinde sagen dir die Wahrheit. Ehe du anfängst deine Feinde zu lieben, solltest du deine Freunde besser behandeln. Freunde kommen und gehen, Feinde bleiben und werden immer mehr. Ein Mensch, der keine Feinde hat, hat auch keine Freunde. Wir müssen entweder unter Feinden oder unter Freunden leben. Um Freunde zu haben, muss man ein Freund sein. Eigenlob stinkt, Freundeslob hinkt, Feindeslob klingt. Der Schwache hat Vertrauen in die starken Freunde und fürchtet die starken Feinde. Der Sieger hat viele, der Besiegte gute Freunde. Wer einmal am Tag nett zu einem Fremden ist, wird immer genügend Freunde haben. Die wahren Freunde werden durch Freundschaft erworben. Das DU allein macht noch keine Freunde. Auch der älteste Freund war am Anfang neu für dich. Dem Klugen nutzen seine Feinde mehr als dem Dummen seine Freunde. Liefere dich nicht deinen heutigen Freunden zu sehr aus, sie könnten morgen deine ärgsten Feinde sein. Du wirst Freunde verlieren, wenn du sie zu reich beschenkst. Wenn Freundschaften nicht auch nützlich sind, dann halten sie nicht lange. Zuverlässige Feinde sind besser als unzuverlässige Freunde. Seine Feinde muss man nehmen, wie sie kommen, Freunde kann man sich aussuchen. |
Eigentlich gibt es sie gar nicht, meinen einige Experten, aber so ab 40 fragen sich viele Männer: Soll so mein Leben weitergehen? War es das schon? "Eigentlich ist alles in Ordnung, aber zufrieden bin ich damit nicht!" fasst vielleicht mancher sein Gefühl mit seinem Leben in Routine am besten zusammen. Frauen haben durchaus ähnliche Gefühle, aber bei ihnen erklärt man diese dann als Erscheinungen der Wechseljahre, der Menopause. Männer hingegen zeigen kaum so drastische biologische Veränderungen, als dass man bei ihnen von männlichen Wechseljahren sprechen könnte. Aber wissenschaftliche Erklärungen helfen kaum über die Situation hinweg. Sind doch die Symptome für die Betroffenen so eindeutig. Die Karriere-Chancen werden plötzlich drastisch weniger, man braucht auf einmal eine Brille, es stört zunehmend die immer deutlichere Glatze, die Falten werden sichtbar, die Leistungsfähigkeit wird spürbar weniger. Scheidungen werden häufiger oder die Folgen vergangener Scheidungen sind spürbarer. Zwar sind alle Einschränkungen einzeln nur sehr gering, aber in der Summe sind sie durchaus markant. Kann man sich doch noch so gut daran erinnern, wie viel besser es früher gelaufen ist. Auf der anderen Seite steigen die Anforderungen ständig. Die Kinder werden größer und anspruchsvoller, die Eltern älter und beginnen gebrechlich zu werden, beides fordert die Menschen um 40 durchaus spürbar. Größere finanzielle Verpflichtungen, wie Erwerb von Immobilien, werden eingegangen und belasten zusätzlich. Die ersten Freunde oder Bekannten bekommen Herzinfarkte, einige sterben auch schon an Krebs. Der Tod wird konkreter und das Bewusstsein wächst, dass das Leben endlich ist und vielleicht sogar kürzer ist, als man sich das bisher vorgestellt hat. Mag der Ausdruck "Krise" zwar übertrieben sein, er passt ganz gut für diesen Übergang, der für viele einen kreativen Schub bringen wird, finde ich. Denn er hilft, sich die neue Situation bewusst zu machen und einige Veränderungen einzuleiten. Viele kommen sich in der Mitte des Lebens vor, in einem "Gefängnis" zu leben. Zwar hat man sich dieses Gefängnis mit Routine selbst geschaffen und es ist objektiv auch gar nicht so schlecht darin zu leben, aber man fühlt sich doch eingeengt, vielleicht sogar eingesperrt. Und die Aussicht, darin den Rest seines Lebens verbringen zu müssen, ist wenig motivierend. Die Perspektiven der Jugend sind entweder schon erfüllt oder sie müssen für immer abgeschrieben werden. Wo sind jetzt die neuen Perspektiven? Nachdem der biologische Sinn des Lebens schon erfüllt ist (für Nachkommen zu sorgen), was bleibt jetzt noch? Wirklich nur ein Buch zu schreiben und einen Baum zu pflanzen? Viele Männer bemerken auch ein Nachlassen ihrer sexuellen Potenz, auch wenn dies nur langsam geschieht. Sie fürchten sich vor den zwei Tiefpunkten der Männlichkeit, erstens wenn es das zweite mal nicht mehr klappt und dann zweitens, wenn es das zweite mal zum ersten mal nicht mehr klappt. Es werden Schuldige gesucht, nicht selten müssen dann Familienangehörige, Partner sowohl als auch Kinder, dafür herhalten. Aber auch dieses verbessert die Situation nicht, ganz im Gegenteil. Die Begrenzungen des Gefängnisses werden gar nicht so klar wahrgenommen, denn es sind nicht nur die Verpflichtungen, sondern inzwischen auch die Gewohnheiten, die fast noch mehr einengen. Gewohnheiten, die aus Erfahrungen entstanden sind und die sich bisher gut bewährt haben und die im Alltag durchaus auch für Effizienz gesorgt haben. Vielen platzt dann in dieser Situation der Kragen und mit - immer noch - jugendlichem Ungestüm werden dann Impulshandlungen eingeleitet. Neue Partner (mit Scheidung) oder aus dem Berufsleben aussteigen (endlich werden die wahren Berufsträume erfüllt) sind dann häufige Reaktionen oder zumindest häufige gewälzte Gedanken. Für kurze Zeit mag dies sogar Erleichterung bringen, aber das Problem lag ja weniger im Umfeld, als in einem selbst. Und vor sich selbst kann man so schlecht fliehen. Also werden die revolutionären Ansätze oft gar nicht so erfolgreich sein. Ein sanfter, aber konsequenter, evolutionärer Ansatz erscheint mir nicht nur als der "vernünftigere" Weg, sondern auch als der langfristig wirkungsvollere zu sein. Die Lebensbilanz Es wird in diesem Lebensabschnitt Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen. Praktischerweise geschieht dies in Gesprächen, deren Ergebnisse aber notiert werden müssen, damit man auf ihnen aufbauen kann. Als Gesprächspartner bieten sich Ehepartner an (wenn diese Vertrauen zu einander haben), Freunde, die einen gut kennen, aber auch (dafür ausgebildete) Außenstehende, z.B. Therapeuten. Man wird für diesen "Termin mit sich selbst" einige Zeit brauchen (z.B. ein Wochenende in einem schönen, ruhigen Ferienort) und auch dafür vom Alltag (z.B. von den Kindern) abgeschirmt sein müssen. Sinn dieser Bilanz ist, sichtbar zu machen, was man denn schon erreicht hat und damit ein Fundament für notwendige Veränderungen zu haben. Denn Veränderungen kann man nur dann wirkungsvoll einleiten, wenn man nicht nur das Ziel genau kennt, sondern auch über die Ausgangssituation genau Bescheid weiß. Wird diese Bilanz ehrlich gemacht, so wird man erkennen (müssen), dass in einigen Bereichen des Lebens die Höhepunkte schon überschritten sind. Zum Beispiel für die Karriere wird dies gelten. Denn die meisten werden mehr oder weniger auf dem Plateau, das sie bis dahin erreicht haben, bleiben müssen. Nur wenige werden weiter aufsteigen, aber es werden auch einige absteigen. Mit der Karriere wird sich auch das Einkommen stabilisieren. Größere Sprünge nach oben werden unwahrscheinlich, eher steigt schon die Gefahr, z.B. durch Arbeitslosigkeit, Einbußen hinnehmen zu müssen. Auch körperliche Leistungen (z.B. im Sport) werden kaum noch zu überbieten sein. Für Berufssportler ist dies keine Neuigkeit, aber viele Laien sind gut beraten, dies dann zur Kenntnis zu nehmen. Es werden ihnen dadurch vielleicht größere Probleme mit Unfällen oder Verletzungen erspart bleiben. Aber nicht alles nimmt ab. Viele wichtige Bereiche profitieren von der Anhäufung mit der Zeit. Der wichtigste ist sicherlich die Erfahrung, auch Kontakte gehören dazu. Ebenfalls kann - bei vernünftiger Haushaltsführung - auch das Vermögen ansteigen. Als gute Checkliste für das Bilanz-Gespräch kann die Liste der Lebensressourcendienen. Mit ihr wird man wichtiges kaum vergessen. Neue Horizonte Bei den meisten Menschen wird diese Lebensbilanz ganz erfreulich ausfallen. Viele werden Genugtuung dabei empfinden, vielleicht sogar Stolz. Aber das Problem war ja weniger die Vergangenheit, sondern es sind die Perspektiven für die Zukunft. Wie kann man nun mit dieser Bilanz "Neue Horizonte" erschließen? Alles aufgeben und neu anfangen? Sicherlich würde dies neue Herausforderungen bringen und den einen oder anderen auch zu neuen Höchstleistungen anspornen, aber das Risiko ist doch sehr groß, vor allem in wirtschaftlich schlechten Zeiten. Wer allerdings feststellt, dass sein bisheriges Leben fast nur von Eltern oder Partnern fremdbestimmt war, hat jetzt - wahrscheinlich zum letzten Mal - die Chance für wirklich radikale Veränderungen. Und er oder sie wird diese dann auch mit aller Gewalt (und wahrscheinlich auch gegen alle Vernunft) durchsetzen. Dies wird aber nur selten der Fall sein, sind wir doch als Friedensgeneration in einem reichen, liberalen Land alle schon mit relativ wenigen Zwängen aufgewachsen. Ein sicheres Einkommen mag zwar keine totale Sinnerfüllung sein, aber es ist doch eine gute Basis für vieles. Also warum dieses gute Fundament aufgeben? Denn ab 40 wird es schon schwer, sich nochmals ganz neu zu positionieren und ab 50 wird es fast unmöglich. Aber es gibt im Berufsleben - auch in Krisenzeiten - immer wieder Chancen zu neuen Herausforderungen, die weniger riskant als ein totales Aussteigen sind. Sie versprechen zwar auch keinen Aufstieg, machen aber trotzdem Spaß, weil sie die Erfahrung erweitern, neue Kontakte versprechen und auch neue Freiräume, eventuell sogar mehr Macht bieten. Sie bekommt man meist durch Spezialisierung, die sich in dieser Lebensphase immer wieder anbietet. In den Nischen des Spezialgebiets lässt es sich dann - zumindest für einige Zeit - dann meist ganz gut leben. Aber auch das Gegenteil der Spezialisierung, die Generalisierung, ist eine interessante Möglichkeit für jene, die dafür geeignet sind. Die langjährige, reiche Erfahrung macht viele Menschen um die 40 zu idealen Lehrern. Viele bemerken in dieser Zeit ihr pädagogisches Talent und sie vermitteln ihr Wissen an andere, meist jüngere weiter. Auch dies ist ausgesprochen befriedigend und eine gute Chance, seinem Leben wieder mehr Sinn zu geben. Auch im weitesten Sinne politische Aktivitäten werden in dieser Lebensphase interessant. Die bisher geknüpften Netzwerke sind schon dicht genug, um sich - bei Interesse - nun in der Politik, sei es nun die Firmenpolitik oder auch die Parteipolitik zu versuchen. Dies wird nicht jedem liegen, aber Menschen, die gut kommunizieren können, nicht leicht zu frustrieren sind und ein großes Machtbedürfnis haben, sollten es zumindest riskieren. In manchen Berufen kann man eine bezahlte (oder auch unbezahlte) Auszeit nehmen, ein sogenanntes Sabbatical Leave. Diese Chance wird man gerade in dieser Phase des Lebens schätzen. Denn damit kann man sich ohne große Probleme neu positionieren. Mit der Lebensbilanz in der Hand, aus der ersichtlich wird, was man bisher schon gut gemacht hat, wird man sicherlich im beruflichen Bereich einige Möglichkeiten für mehr Spaß am Leben finden. Aber was ist mit dem privaten Bereich? Kann man auch hier das Leben umbauen und so damit bereichern? Gewohnheiten Analog der beruflichen Entwicklung in die Breite (und nicht mehr in die Höhe) würden sich im Privatleben nun Hobbys anbieten. Sie können zu einer wichtigen Quelle der Zufriedenheit werden und neue Lebensinhalte bieten. Gut gewählt sind Hobbys dann auch für den Ruhestand wichtig, der zwar noch in weiter Ferne zu liegen scheint, aber es vergehen mit zunehmenden Alter die Jahre einfach sehr viel schneller. Der Ruhestand kommt also mit Riesenschritten heran und nur wer sich in relativ jungen Jahren die notwendigen Fähigkeiten angeeignet hat, wird diese dann im Alter auch zur Verfügung haben. Aber viele Menschen sind auch mit 40 schon gar nicht mehr in der Lage neue Kreativität mit Hobbys zu entwickeln, weil sie so eingeengt sind von ihrem Umfeld, dass sie gar nicht mehr dazu kommen. Denn das Hauptproblem werden für sie die Gewohnheiten. Ihr Leben hat einen so festen Rhythmus, der ein Ausbrechen schon gar nicht mehr zulässt. Wer also sein Leben umbauen will, muss schon sehr viel Kraft aufbringen, will er (oder auch sie) das Gefängnis der Gewohnheiten aufbrechen und neue Verhaltensmuster zulassen. Im Prinzip wäre der evolutionäre Ansatz zum Schaffen neuer Horizonte ganz einfach:
Wenn es also so schwierig ist, sich selbst noch zu verändern, aber der augenblickliche Zustand auch alles andere als befriedigend ist, wo bleibt dann der Ausweg? Ich meine, es sind die kleinen Veränderungen, die genügen, um in ihrer Summe dann doch wieder eine größere Veränderung, ohne die vorher genannten dramatischen Anlässe, zu bewirken. Fragen Sie sich dazu:
Das Leben geht weiter Hat man erst einmal eingesehen, dass viele Höhepunkte des Lebens vorbei sind und hat man sich dann auf die neue Situation eingestellt, wird vieles leichter. Auch wenn diese Einsicht schmerzlich ist, sie bedeutet keinesfalls das Ende des Lebens. Wer es richtig macht, hat in der Mitte des Lebens noch ein sehr reiches und erfülltes Leben vor sich. Die beiden großen Vorteile in der zweiten Lebenshälfte sind die gesammelte Erfahrung (Know-How) und die geschlossenen Kontakte (Know-Who). Beide wachsen kontinuierlich mit dem Alter und beide können immer besser eingesetzt werden. Menschen in diesem Lebensabschnitt können auch immer mehr zu Genießern werden. Mit Kenntnis und auch mehr Geld als früher werden viele Genüsse jetzt erst erfahrbar und erschwinglich. Mit mehr Zeit und Gelassenheit lassen sich die Genüsse auch vertiefen. Ebenfalls leichter wird der Verzicht auf Dinge, die man nicht wirklich unbedingt braucht. Mit dem Verzichten gewinnt man Freiheit. Man könnte dazu kritischer Weise sagen, wer sich nicht bewegt, spürt eben seine Fesseln nicht mehr. Aber man könnte es auch so sehen, dass mit jedem Verzicht die Gitterstäbe des Gefängnisses weiter weg rücken und man sich tatsächlich freier bewegen kann. Auch lernen Menschen immer besser sich kennen und können so vielen Problemen leichter aus dem Weg gehen. Hat man manche Ziele abgehakt, bekommt man eine neue Narrenfreiheit, die man bestens nutzen kann. Dies gilt nicht nur für die Pensionierung, sondern schon vorher, man muss sich nur in Würde von der Jugend verabschieden können. Leider macht es der Jugendwahn unserer heutigen Gesellschaft nicht leicht, dieses auch zu wagen. Aber ich denke, je mehr Menschen den Mut dazu finden, sich nicht immer den Zwängen "ewiger Jugend" zu beugen, um so leichter wird es dann für die einzelnen. Und wir dürfen nie vergessen, dass Alte zunehmend politische Macht bekommen, auch dies wird ihnen helfen. Ohne die Krise in der Mitte des Lebens würden wir uns nicht bewusst auf die neue Situation einstellen können. Wir brauchen also diesen Anlass, um die neuen Phasen unseres Lebens besser zu gestalten und um nicht dauerhaft unter den Veränderungen zu leiden. Also Männer (und Frauen) um die 40, nehmt diese neuen Chancen auch wahr! Wie bei jeder Krise, so nutzen auch die Midlife Crisis manche Menschen, Firmen und Organisationen, um mit den Betroffenen Geld zu verdienen. ("Krise = Chance" wird da ganz egoistisch interpretiert!). Da darunter immer auch einige Scharlatane sind, sollte man besonders vorsichtig sein, wenn zu teure, zu einfache oder zu radikale Lösungen angeboten werden. Jugend ist nicht verlängerbar, nicht alles ist machbar oder erreichbar. Eine realistische Sicht der Lage wird hilfreicher sein als nur Wunschdenken, ein evolutionärer Ansatz wird Erfolg versprechender sein, als eine totale Veränderung der Lage. Auch kleine Schritte können weiter führen und man braucht nicht immer gleich seine Weltanschauung radikal zu ändern, nur um über eine Übergangsphase hinweg zu kommen. Manche Probleme vergehen einfach (fast) von selbst, das wird auch für die meisten Midlife-Krisen gelten. Oft braucht es nur etwas Einsicht und viel Geduld, um sie gut zu überstehen. Übrigens, die nächste Übergangsperiode kommt bestimmt. Es wird der Abschied aus dem Berufsleben und der Eintritt in den Ruhestand sein. Wer mag, kann auch dazu meine Tipps lesen. |
Zugegeben, der Gewinn eines so großen Betrages ist eher unwahrscheinlich, aber keinesfalls unmöglich. Denn mit dem Zusammenwachsen Europas zu einem großen, gemeinsamen Wirtschaftsraum ohne Grenzen wachsen natürlich auch die Chancen für so hohe Beträge, die ja auch schon ausgezahlt wurden. Um gleich alle Gerüchte im Keim zu ersticken, ich war nicht dabei!
Ich habe viele Menschen befragt, was sie denn dann mit diesem Lottogewinn machen würden und habe stets ähnliche Antworten bekommen: Den Gewinn geheim halten, eine Kreuzfahrt machen, ein großes Haus und ein dickes Auto kaufen oder die Kinder studieren lassen.
Dies alles schien mir doch sehr spontan und wenig überlegt zu sein und ich stellte fest, dass über die hohen Jackpot Beträge zwar viel geredet, aber wenig nachgedacht wird, was denn dieser Gewinn wirklich bedeutet und wie man ihn zum persönlichen Nutzen, aber auch zum Nutzen der Menschheit, einsetzen könnte.
Die hohe Summe überfordert die Menschen einfach und die Geschichten von unglücklichen Lotto-Gewinnern sind zahlreich. Für einige war der Gewinn wie ein schwerer Unfall. Allerdings scheinen Sie mir auch oft übertrieben zu sein, denn letzten Endes haben diese Menschen zumindest finanziell doch nur ihren kleinen Einsatz verloren.
Leider, und dies sollte ich auch gleich zu Beginn sagen, fördern diese hohen Summen die Armut. Denn wer eine Chance sieht, ohne Arbeit alle Sorgen loszuwerden, der strengt sich dann auch gar nicht mehr an. Diese Menschen haben dann ein ganzes Leben lang nur Illusionen, aber keine richtigen Erfolgserlebnisse mehr.
Für mich hat die Frage noch eine andere Bedeutung. Ich bin überzeugt, dass es auch schon in dieser Welt Paradiese gibt und frage mich, ob man es mit diesem Geld schaffen könnte und wie es ausschauen würde. Das Nachdenken über die Verwendung wäre also ein wichtiger Schritt zur Selbsterkenntnis.
Und macht es nicht auch Spaß, ein wenig zu träumen und Luftschlösser zu bauen? Und vielleicht gelingt es sogar, den einen oder anderen Wunschtraum tatsächlich, wenn auch nur in kleinerer Dimension, Wirklichkeit werden zu lassen?
Was bedeuten 60 Millionen Euro?60.000.000 € sind für eine Einzelperson sehr viel Geld, aber wenn man es teilt, wird der Betrag schnell überschaubar oder sogar unbedeutend. Man darf ja auch nicht vergessen, dass für ihn 13 Mio Lottospieler genügt haben, die jeweils 5 € eingezahlt haben.Also mächtig bleibt der Betrag nur, wenn er unter nicht zu vielen Menschen oder Projekten aufgeteilt wird. Das spricht dafür, dass der Gewinn geheim bleiben soll, denn sonst will jeder was abbekommen, aber das Bewahren von Geheimnissen ist natürlich extrem unwahrscheinlich, außer man ist ein verschwiegener Single, ohne jeden Anhang. Die richtige Strategie scheint mir hier zu sein, den Betrag des Gewinns geheim zu halten, nicht aber, dass man "etwas" gewonnen hat. Man sollte sich also überlegen, wieviel man offenbart, ich würde bei 60 Millionen dafür 2 Millionen angeben. Nur Gewinne kleiner als eine Million haben eine reelle Chance, wirklich geheim zu bleiben. Eine Million davon würde ich - sowohl offiziell, wie auch tatsächlich - in meine Altersvorsorge investieren und 1 Million an Verwandte, Freunde und Bekannte weitergeben. Damit macht diese nicht nur zu Mitwissern, sondern auch mitverantwortlich, dass die Probleme mit der Öffentlichkeit kontrollierbar bleiben. Wichtig ist die Art der Geldweitergabe. Man könnte es z.B. jeweils in 6 Raten, verteilt auf 3 Jahre, machen. Das schützt auch die Geldempfänger vor zu vielen Neidern. Dankbarkeit wird man nur von einem kleinen Teil der Empfänger erfahren, sie sollte also nicht das ausschließliche Motiv der Mitbeteiligung sein. Bei 4 Prozent Festverzinsung bekommt man für 60 Mio Euro im Jahr 2,4 Mio €, oder 200.000 € im Monat Zinsen. Damit wäre man doch alle finanziellen Sorgen los, könnte man meinen. Aber was passiert bei starker Inflation, was passiert bei einer Entführung, was, wenn man süchtig wird, was bei Enteignung? Nur sich auf das Geld zu verlassen ist also unklug, denn diese negativen Ereignisse sind auf lange Sicht gesehen leider doch ziemlich wahrscheinlich. Die Umwandlung von Geld in GlückImmobilienErfolgreich hat man das Geld nur dann angelegt, wenn man damit glücklich wurde. Alles andere würde ich als Misserfolg bezeichnen. Die Suche nach dem Glück steht also bei allen Betrachtungen im Vordergrund. Nun sind aber die Menschen verschieden und Glück bedeutet konkret nicht immer das Gleiche.Einige Komponenten sind jedoch bei vielen Menschen gleich. Zum Beispiel der Kontakt mit anderen Menschen oder Sicherheit. Gerade reiche Menschen sind oft einsam und sie fürchten sehr, wieder alles zu verlieren. Eine Anlagemöglichkeit, mit der man beide Aspekte verbindet, sind Immobilien im Ausland. Da es dort leichter wird, eine neue Identität aufzubauen und man sich so die Neider besser vom Leibe halten kann, wird man auch eher Kontakte pflegen können. Spricht man keine Fremdsprachen, dann wird man sich auf deutschsprachige Gegenden beschränken müssen. Dazu gehören aber auch die vielen Enklaven z.B. in Spanien, Griechenland, Italien oder in Florida. Ich selbst würde aber zwei Weltstädte vorziehen, nämlich Paris und New York City. Dort würde ich mir in einer zentralen, sicheren Lage jeweils eine kleine Wohnung kaufen, die wertbeständig ist, aber wenig laufende Kosten verursacht. Und bei meinen häufigen, anonymen Besuchen würde ich vor allem die Kulturprogramme dieser Städte genießen, die ausgezeichnet sind und mich wirklich erfreuen. Aber wie gesagt, die Menschen sind verschieden und ein anderer würde bei meiner Wahl todunglücklich sein und viel lieber auf einer Finca in Mallorca leben. Aber einen Teil des Vermögens in einem liberalen Land mit stabilen politischen Verhältnissen und in dem man gerne lebt und auch anonym sein kann, als Immobilie anzulegen, scheint mir allgemein eine gute Wahl zu sein. Natürlich sollte man sich auch an seinem Heimatort die passende Immobilie suchen. Auch hier rate ich zu ähnlichen Kriterien, nämlich gute, sichere Wohnlage, nicht zu groß und auf keinen Fall protzig. Wer Familie hat, wird dieses Gebäude oder diese Wohnung dafür optimieren. Ich persönlich würde auch darauf achten, dass es als Altersruhesitz geeignet ist. Damit wäre ich aber auch schon am Ende meiner Großeinkäufe. Ich würde mir keine Yacht, keinen Ferrari, kein Flugzeug, keine Villa, keine Insel oder andere Statussymbole des Reichtums kaufen. Denn jeder Besitz kann auch zur Belastung werden und je weniger man zu verwalten hat, desto mehr Freiheit wird man genießen können. Die Lebenshaltung und laufende KostenWie viel Geld braucht man monatlich, um wirklich gut leben zu können? Vorausgesetzt, man muss einerseits nicht mehr arbeiten, aber man will andererseits auch keinen unnötigen Luxus. Natürlich hängt dies von vielen Faktoren ab, wie Familiengröße und Struktur, aber auch Interessen, Alter und Gesundheit.1000 Euro sind viel zu wenig, wie jeder Rentner weiß. Mit 5000 € gehört man dann schon zu den "Gutverdienenden". Aber 10.000 € pro Monat sind sicher ausreichend für alle anderen vernünftigen Menschen. Da man die Altersvorsorge schon entschieden hat, muss man nur den Zeitraum bis dahin finanzieren. Dafür dürften 2 Millionen € gut reichen. Zur Lebenshaltung gehört auch das Management der Finanzen. Dieses wird man nicht gratis bekommen. Auch eine persönliche Sekretärin oder einen Butler würde ich dazu zählen. Für die Planung würde ich 1 Million dafür einsetzen. Damit ich anonym bleiben kann, brauche ich auch einen Treuhänder für die Verwaltung der folgenden Projekte. Dies könnte z.B. ein auf Finanzfragen spezialisiertes Rechtsanwaltbüro sein. Es ist absolut notwendig, um mich von den Tagesproblemen abzupuffern und wird sicher auch so etwa 1 Million brauchen. Damit habe ich insgesamt 9 Millionen Euro schon verplant. Was soll mit den restlichen 51 Millionen nun passieren? Nun, vielleicht noch 1 Million für Unplanbares (Contingency), bleiben immer noch 50 Millionen übrig. Da ich alle "Notwendigkeiten" als abgesichert ansehe, können diese nun für die "Allgemeinheit" investiert werden. Da auch diese zum persönlichen Glück beitragen sollen, werden selbstverständlich diese für jeden Menschen verschieden aussehen. Investitionen für die AllgemeinheitWarum nur sollte ich dies tun, werden sich viele fragen. Besonders in unseren reichen Ländern ist doch schon für alles vorgesorgt. Staatliche, nichtstaatliche, religiöse, profane und kommerzielle Organisationen bieten doch ein so reiches Menü, da bleibt doch nichts mehr zu tun.Das stimmt vielleicht auch, aber alle diese Organisationen haben Zwänge und sie können nicht frei entscheiden, wofür sie sich engagieren. Dadurch bleibt immer noch viel Raum für privates Engagement, das damit wesentlich zum Wohlstand und zur Vielfalt beitragen kann. Und warum sollte man bei diesem vielen Glück nicht auch einmal seine Träume realisieren und dabei das Geld, das man von der Allgemeinheit bekommen hat, nicht so sinnvoll investiert wieder zurückgeben? Ein Hauptargument für privates Handeln scheint mir die viel höhere Risikobereitschaft zu sein. Während sich kommerzielle Aktivitäten vor allem "rechnen" müssen, d.h. Gewinn abwerfen müssen, religiöse in das enge Korsett ihre Glaubens eingebunden sind, nichtstaatliche oft durch "politische Korrektheit" gebunden sind, staatliche "mehrheitsfähig" sein müssen, kann ein Privatmensch mit viel Geld im wesentlichen frei entscheiden, wofür er sich engagiert und wenn er will, das ganze Geld auch in den Sand setzen. Diese Freiheit kann damit ein Samenkorn für wirklich neue Ideen werden, die sonst nie eine Chance hätten. Ich selbst würde allerdings diesen Gedanken etwas modifizieren und immer auch darauf achten, dass zumindest langfristig die Chance besteht, dass diese Projekte selbständig kommerziell überleben können. Denn damit verlängere ich diese Aktivitäten, die mir ja alle wirklich am Herzen liegen, denn sonst würde ich nicht so viel Geld dafür ausgeben. Wer keine eigenen Interessen hat, kann nun einfach an bestehende Institutionen spenden. Die Zahl derer, die auch größte Summen aufnehmen können steigt stetig und sie besteht nicht nur aus Kirchen, Tierschutz-, Landschaftsschutz-, Kinderschutz- und vielen anderen Organisationen. Ich selbst würde sie allerdings nicht unterstützen, aus dem einfachen Grunde, weil diese alle nicht wirklich auf mein Geld angewiesen sind und weil es mir auch keine Freude machen würde, mich an fremde Initiativen anzuhängen. Wenn ich im folgenden meine eigenen Projektvorschläge einbringe, dann erfüllen diese alle folgende Bedingungen, die vielleicht auch für andere Menschen passen:
1. Ein lokales MusikzentrumEs ist nicht sehr groß, hat aber viele Probenräume und einen größeren Konzertsaal. Zusätzlich zu Proben, Aufführungen und Lehre übernimmt es auch die Vermarktung von Popmusik, für die es kein kommerzielles Interesse gibt.Als Spezialität für die Öffentlichkeit hat es einen Raum mit guter Sicht, an dem jedermann zu jeder Zeit beste Musik zu hören kann. Es beschäftigt sich auch mit der wichtigen Frage, wie man Musik dauerhaft speichern kann. 2. Forschungsinstitut für SeniorenfreundlichkeitDas Forschungsinstitut für Seniorenfreundlichkeit sammelt Informationen und unterstützt Initiativen, die das Leben alter Menschen verbessern. Es führt auf professionelle Weise fort, was ich als Einzelkämpfer mit www.seniorenfreundlich.de begonnen habe.Wichtig wären mir vor allem gute Vorschläge für das Wohnen im Alter, für altersgerechtes Arbeiten, für mehr Kontakte und Freude für alte Menschen. 3. Forschungszentrum Weltweiter WohlstandDieses Forschungszentrum beschäftigt sich mit der Frage, welche Strategien zum weltweiten Wohlstand tatsächlich beitragen, das heißt sich schon bewährt haben. Dazu gehört auch die Frage, welche religiösen Ansichten ihn unterstützen.4. Wellness - OasenHier wird versucht, mit einfachen, aber menschenfreundlichen Mitteln ein tatsächliches Paradies auf Erden zu schaffen. Zielrichtung ist eine preiswerte Möglichkeit, von den Errungenschaften in Entertainment und Medizin möglichst viele Menschen teilhaben zu lassen. Diese Oase könnte ein Prototyp für Franchising werden.5. Informationszentrum Globale Projekte
Wichtig bei all diesen Projekten ist mir, dass ich sie auch selbst nutzen kann. So könnte ich, sollte es die Wellnessoasen einmal wirklich geben, dort mich selbst verwöhnen lassen, natürlich anonym. Oder ich würde auch mein Musikzentrum regelmäßig frequentieren und natürlich würde ich auch von seniorenfreundlichen Produkten selbst profitieren. Bei Erfolg dieser Projekte ist eine Umwandlung in Aktiengesellschaften denkbar, u.a. mit mir und meinen Familienmitgliedern als Aktionäre. Zum Schluss noch ein Frage, die jeden bewegen wird und mit der auch alle Lotterien werben: Soll ich meine Arbeit aufgeben und kündigen? Es hängt von den Umständen ab, würde ich sagen. Wer jung ist, dem wird ohne Arbeit zu schnell langweilig, wer schon über 50 ist, der wird sich leichten Herzens von der Berufswelt verabschieden. Realistisch erscheint mir, dass mit diesem Vermögen man auch ohne Arbeit sich gut beschäftigen kann, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass mancher seine Arbeit, vor allem wenn er keinen Chef hat, so liebt, dass er für alles Geld dieser Welt sie nicht eintauschen möchte. Macht Geld glücklich, werden die Lottomillionäre stets gefragt. Viele, die sich dazu öffentlich äußern, sagen "nein, aber es beruhigt". Es bedarf guter Beratung, soll man damit wirklich glücklich werden. Gier nach noch mehr, persönliche Probleme durch Neid und Geiz, Drogenprobleme, fehlende Disziplin, Streit innerhalb der Lottogemeinschaft, schlechte Anlageberater sind einige Stolpersteine auf dem Weg zum Glück. Und persönlich glaube ich, dass alle Beträge größer als 7 Millionen Euro die Menschen tatsächlich überfordern. Das ist doch ein Trost für alle, die nicht gewinnen! Zusammenfassung
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